
In diesem Buch wird der Leidensweg der Juden im nationalsozialistischen Deutschland aufgezeigt, wie ihn die Akten der Würzburger Geheimen Staatspolizei überliefert haben. Das Geleitwort zu dieser Veröffentlichung schrieb Prof. h. c. Dr. Robert M. W. Kempner, US-Hauptankläger im Nürnberger Wilhelmstraßenprozess. Robert M. W. Kempner ging 1939 in die USA, wo er als Berater der Fragen des Nationalsozialismus für die Regierung Roosevelt tätig war. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück und war im Hauptkriegsverbrecherprozess zuständig für die Vermittlung zwischen der amerikanischen Anklage und den deutschen Verteidigern.
"... Es handelt sich ... um ein herausragendes und sich von vergleichbaren bildlichen Überlieferungen unterscheidendes Bildkonvolut, ..." (Klaus Hesse / Philipp Springer: Vor aller Augen. Fotodokumente des nationalsozialistischen Terrors in der Provinz. S. 186).
"Dem Leser der Dokumentation wird deutlich, wieviel Unrecht damals geschehen und wieviel menschliche Tragik zu verarbeiten ist. Es ist gut, daß solche Zeugnisse vorliegen." (Anna Altenhöfer-Mons in: Deutsche Tagespost. Katholische Zeitung für Deutschland, Würzburg)
"In dieser Dokumentation, die einen umfassenden und vielschichtigen Überblick über die Aufgaben und Aktivitäten der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) gibt, wird offen und schonungslos, mit dem Bemühen um allergrößte Objektivität, auch wenn dies angesichts schrecklichen Ereignisse oft nicht leicht fällt, über die Judendeportation aus dem damaligen 'Gau Mainfranken' in den Jahren 1941 bis 1943 berichtet. Der erstaunte Leser kann erfahren, daß es nicht allein die Gestapo, die SA und SS waren, die bereitwillig Hilfsdienste leisteten, damit die Juden in die Vernichtungslager gebracht werden konnten, sondern daß erst die reibungslose Kooperation verschiedenster Organisationen (z. B. auch das 'neutrale' DRK), Behörden und Dienststellen (Reichsbahn, Landratsämter, städtische und dörfliche Kommunalbehörden, Arbeits- und Gesundheitsämter, Polizei, Finanzämter u. a. m.) das Gelingen der tödlichen Projekte ermöglichte. Diese Erkenntnisse werden durch zahlreiche Reproduktionen von Fotografien und Dokumenten ... eindrucksvoll belegt. ... Möge die hervorragende Dokumentation, deren Leitthema lautet: 'Den Toten zum Gedächtnis und den Lebenden zur Ermahnung, einer Diktatur entschieden Widerstand zu leisten', bei möglichst vielen Einwohnern unseres Landes bekannt und von ihnen auch gelesen werden..." (Allgemeine jüdische Wochenzeitung, Bonn)
German-English edition. ("Pictures and Documents of the Gestapo Würzburg concerning the deportation of the Jews 1941 - 1943"). That documentation shows the way of suffering of the Jews in Nazi Germany, handed down by the documents of the Secret State Police of the City of Würzburg. Prof. h. c. Dr. Robert M. W. Kempner, the US-chief-prosecutor in the "Wilhelmstraßenprozess of Nürnberg" wrote the foreword of this documentation. "The present volume represents a new line of research into the extensive criminal activities of the Gestapo concerning deportation of Jews from the socalled "Region of Mainfranken" from 1941 to 1943. It exposes the unfolding of this tragedy, in a relentless yet objective manner. The reader will be amazed to learn that the Gestapo, the SA and the SS were not the only willing tools in the deportation of Jews to extermination centres. The operation was made possible by the smoothly efficient coordination of various organizations, including the German Red Cross, the German railway administration, the county magistrates' offices, city and local administrations, labour exchange offices, local health authorities, the police and local revenue departments (to mention only some of the bodies concerned). The kind of coordination involved is substantiated by many reproductions of documents and photos. ... I. E. Wahler has added to this study a general survey of the Gestapo, and of its use of the English language, to assist readers not very well versed in the Nazi terminology which polluted the German language." (The Jerusalem Post Magazine, March 17th, 1989). Édition germano-anglaise ("Images et documents de la Gestapo de Wurtzbourg sur les déportations de Juifs de 1941 à 1943").
Dans ce livre est mise en évidence le martyre des Juifs dans l' Allemagne nationalsocialiste d'après les actes de la police secrète de l' Ètat ("Gestapo") de Wurtzbourg. La préface de cette publication a été rédigée par le prof. Dr. Robert M. W. Kempner, accusateur principal des États-Unis dans le procès de la Wilhelmstraße à Nuremberg.
Am 16. Juni 1933 lebten im Deutschen Reich (ohne Saarland) 499682 Juden. Dies entsprach einem Bevölkerungsanteil von 0,8 %. In Bayern mit etwa 7,7 Millionen Einwohnern gab es 41939 Juden (0,5 %). Im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken (Mainfranken) gehörten von 796043 Einwohnern 8520 der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Zur jüdischen Gemeinde Würzburg, der größten in Unterfranken, zählten sich 2145 Personen (2,1 %). In Aschaffenburg lebten 561 (1,6 %), in Schweinfurt 363 (0,9 %), in Kitzingen 360 (3,3 %) und in Bad Kissingen 344 (4,4 %). Von November 1941 bis einschließlich Juni 1943 fielen 2063 Juden aus Mainfranken (= Unterfranken) den Deportationen zum Opfer. Nur einzelne überlebten die nationalsozialistische Herrschaft. Am 18. August 1947 fand Isaac E. Wahler, ein Mitarbeiter des stellvertretenden amerikanischen Chefanklägers bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen Dr. Robert M. W. Kempner, auf einer Dienstreise wertvolles Aktenmaterial über den Ablauf der Judendeportationen aus dem Bereich der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), Staatspolizeileitstelle Nürnberg-Fürth, AußendienststeIle Würzburg. Diese in Leitzordnern enthaltenen Akten von großem Seltenheitswert lagen unter unzähligem Aktenmaterial in verschiedenen US footlockers (Soldatenkoffer), die in einer Baracke in Oberursel / Taunus aufbewahrt wurden. Es waren ungefähr 1200 Aktenblätter (Merkblätter, Transportlisten, Organisationsanweisungen, Rechnungen) und ein Fotoalbum mit den Aufnahmen, die bei der Deportation von Juden in Würzburg und Kitzingen angefertigt worden waren. Diese Originalakten wurden teilweise am 19. September 1947 im Fall Nr. 11 des Nürnberger Militärtribunals, dem sogenannten Wilhelmstraßenprozess, vorgelegt und später vollständig deutschen Behörden übergeben. Sie fanden u. a. Verwendung in den Prozessen gegen den Nürnberger Polizeipräsidenten und SS-Brigadeführer Dr. Benno Martin, bei Prozessen gegen Beamte der Geheimen Staatspolizei in Würzburg und als Kopie gegen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Die Originalakten befanden sich im Jahre 1959 bei der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Nürnberg-Fürth; seit Dezember 1984 werden sie – auf Initiative von Herrn Isaac E. Wahler – im Bayerischen Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt. Ob diese Originalakten vollständig erhalten sind, ist unklar. Kopien dieser Schriftstücke befinden sich u. a. im israelischen Dokumentationszentrum Yad Vashem in Jerusalem. Das Fotoalbum wurde im Jahre 2001 in einer Akte der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gefunden und wird seit Juli 2001 im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt. Allerdings fehlen bei diesem Original einzelne Fotos.
Stichwörter: Würzburg / Judenverfolgung / Geschichte 1941 - 1943 / Franken / Quelle / Jews / Persecutions / Germany / Wuerzburg / Franconia / Geheime Staatspolizei / Gestapo / Sources / Holocaust / Jewish 1939 - 1945 / Ethnic relations / Isaac Eddie Wahler
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Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens. Bände 1 - 6.
Band 1: Schultheis Herbert: Juden in Mainfranken 1933 - 1945 unter besonderer Berücksichtigung der Deportationen Würzburger Juden (vergriffen).
Band 2: Ein Streifzug durch Frankens Vergangenheit
Band 3: Schultheis Herbert: Die Reichskristallnacht in Deutschland nach Augenzeugenberichten
Band 4: Schäfer Konrad / Schießer Heinrich: Leben und Wirken des heiligen Burkhard
Band 5: Schultheis Herbert / Wahler I. E.: Bilder und Akten der Gestapo Würzburg über die Judendeportationen 1941 - 1943
Band 6: Schultheis Herbert: Bad Bocklet - Geschichte der Ortsteile Aschach und Großenbrach.
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Isaac Eddie Wahler
(2. März 1918 – 22. August 2016)
„Der Ewige hat gegeben, der Ewige hat genommen, der Name des Ewigen sei gepriesen. Der Barmherzige sühnt die Schuld und vertilgt nicht, er nimmt immer wieder seinen Zorn zurück und erweckt nicht seinen ganzen Grimm.“ (Sidur Sefat Emet, S. 309)
Am 22. August 2016 starb in Frankfurt am Main Isaac Eddie Wahler, geboren 1918 in Frankfurt am Main, wohnhaft in Hörstein bei Alzenau und dann in Bad Neustadt an der Fränkischen Saale. Er musste als 16jähriger im Juni 1934 seine Eltern, den Lehrer an der Israelitischen Elementarschule Bad Neustadt Israel Wahler und Bella Wahler, verlassen. Mit dem Dampfer HAMBURG der Reederei HAPAG fuhr er von Cuxhaven nach New York. Er lebte bei Verwandten in Brooklyn, war dann bei der amerikanischen Armee u. a. in Alaska. Im Januar 1947 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete für das Internationale Militärgericht in Nürnberg als Mitglied der US-Staatsanwaltschaft. Im Sommer 1947, fand er, damals Mitarbeiter des stellvertretenden amerikanischen Chefanklägers bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen Dr. Robert M. W. Kempner, in einer Baracke in Oberursel/Taunus wichtige Dokumente: das vollständige Aktenmaterial zu den Judendeportationen aus dem Bereich der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), Staatspolizeileitstelle Nürnberg-Fürth, Außendienststelle Würzburg. Dabei handelte es sich um etwa 1200 Aktenblätter und um ein Fotoalbum mit Aufnahmen, die bei der Deportation von Juden in Würzburg und Kitzingen angefertigt und teilweise mit zynischen Kommentaren versehen worden waren. Dokumente aus diesen Akten wurden 1947 im Fall Nr. 11 des Nürnberger Militärtribunals, dem so genannten Wilhelmstraßenprozess, vorgelegt. Später wurden die Unterlagen vollständig deutschen Behörden übergeben. Sie fanden u. a. Verwendung in den Prozessen gegen den Nürnberger Polizeipräsidenten und SS-Brigadeführer Dr. Benno Martin, bei Prozessen gegen Beamte der Geheimen Staatspolizei in Würzburg und als Kopie aus dem Privatarchiv Wahler gegen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in Israel. Die Originalakten befanden sich im Jahre 1959 im Besitz der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Nürnberg-Fürth und galten lange Zeit als verschollen. Seit Dezember 1984 werden sie im Bayerischen Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt. Teile der Akten gingen auf dem Weg durch deutsche Instanzen verloren. Das einzigartige Fotoalbum wurde im Jahre 2001 in einer Akte der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wieder gefunden und wird seit Juli 2001 im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt. Allerdings fehlen auch bei diesem Original einige Seiten.
Für I. E. Wahler hatten die Würzburger Gestapo-Akten eine sehr persönliche Bedeutung. In den Dokumenten fand er die Unterlagen über die Deportation seiner Eltern am 25. April 1942 aus Würzburg, von nahen Angehörigen und Freunden der Familie. Deshalb ließ er die Originale kopieren und binden und nahm die so entstandenen zehn Bände stets mit sich auf alle weiteren Lebensstationen. Im April 2007 übereignete er diesen einzigartigen Nachweis des ursprünglichen, vollständigen Aktenbestands dem Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin.1 Verschiedene Dokumente aus dem Privatbesitz von I. E. Wahler werden im Stadtarchiv Bad Neustadt aufbewahrt.
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1 Vgl. Schultheis Herbert / Wahler Isaac E.: Bilder und Akten der Gestapo Würzburg über die Judendeportationen 1941-1943 (= Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens, Band 5; herausgegeben von Herbert Schultheis), Rötter Druck und Verlag GmbH, Bad Neustadt a. d. Saale 1988 (Mit einem Geleitwort von Prof. h.c. Dr. Robert M. W. Kempner, US-Hauptankläger im Nürnberger Wilhelmstraßenprozess; deutsch-englische Ausgabe).
Wahler I. E.: An Exposé of 'Der Stürmer' German Anti-Semitic Weekly, in: Ein Streifzug durch Frankens Vergangenheit (= Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens, Band 2; herausgegeben von Herbert Schultheis), Rötter Druck und Verlag GmbH, Bad Neustadt a. d. Saale 1982, S. 373-412.
Dr. Herbert Schultheis